Unterwegs


Um eine Wohnzimmereinrichtung herum ist eine Straßenlandschaft installiert. Die Straße scheint einem TV­Monitor zu entspringen. Es entsteht ein Fiction­Szenario, beruhend auf der Vorstellung, die über Kabel ins Haus gekommenen Bilder könnten den Fernseher verlassen. Zimmerpflanzen werden Teil der Modelllandschaft. Sie besitzen ihre reale Größe und erfahren gleichzeitig eine modellhafte Maßstabsveränderung. Die Pflanzen evozieren verschiedene Landschaftstypen. Die Möbel dienen als Sitzgelegenheit, bilden aber gleichzeitig architektonische Elemente der verkleinerten Landschaft.

Die geloopte Videosequenz zeigt einen kurzen Ausschnitt aus Dennis Hoppers Film „Easy Rider“. „In diesem Klassiker wird der Traum einer individuellen Freiheit dem „law and order“­Denken und dem Nationalismus einer weißen, ländlichen Mittelstandsgesellschaft gegenübergestellt. Die Landschaft wird in „Easy Rider“ zu einer Art unendlichem Zuhause.“(Brigitte Franzen, Die vierte Natur)

Das Genre des Roadmovies ist auf die Darstellung einer wechselnden, vorbeiziehenden Landschaft angelegt. Die Landschaft der Arbeit „unterwegs“ hingegen ist domestiziert und unbewegt. Die Straße des medialen Bildes bewegt sich scheinbar zu der gebauten, starren Straße hin. Mediale, gebaute und reale Elemente gehen eine Symbiose ein. Diese spielerisch­romantische Modelllandschaft wird von zwei weiteren Videos kontrastiert.

In dem Fernseher, der dem Sofa zugewandt ist, wird der Film „The Passenger“ (deutscher Verleihtitel: „Beruf: Reporter“) von Michelangelo Antonioni von fünf Personen, die jeweils aus einem anderen Kontinent kommen, erzählt. Aus den fünf Beschreibungen der Personen wurde eine lineare Erzählung zusammen geschnitten. Bedingt durch die fünf Sprecher wird das Geschehen von unterschiedlichen Blickwinkeln aus berichtet. Die Betrachtungsweise der jeweiligen Personen wird von verschiedensten Faktoren bestimmt.

Antonionis Film „The Passenger“ basiert in erster Linie auf den Bildern des Filmes. Der Hauptdarsteller unternimmt hier den Versuch, seine Identität und damit seinen Standpunkt zu wechseln. Durch einen Rollentausch verändert sich seine Beziehung zu einer afrikanischen Untergrundbewegung. Er scheitert an seinem Vorhaben.

Die Bilderflut des dritten Videos ist das Ergebnis eines Selbstversuches: 24 Stunden lang vor dem Fernseher zu sitzen, um auf allen mir verfügbaren Kanälen nach Bildern anderer Länder zu suchen. Die Recherche begann am 27. Juni 2000 um 20 Uhr zu Beginn der Tagesschau. Die Suche endete am 28. Juni 2000 um 20 Uhr mit der Tagesschau. Die gesammelten Bilder können in vier grobe Kategorien gegliedert werden: Tier­ und Landschaftsbeschreibungen (besonders aus afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern), Katastrophenberichte (verstärkt aus der sogenannten dritten Welt), Globalisierungsversprechen der Werbung und schließlich die Darstellung des amerikanischen „way of live“ durch Filme und Serien.